An die Rennstreckenfahrer.....

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VOODOO
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An die Rennstreckenfahrer.....

#1 Beitrag von VOODOO » Mi Feb 03, 2021 19:25

Es musste was passieren. Der Typ am Lidl ließ mich nicht rein. Erinnerte mich etwas an Margit Deike oder Günni von Pit Lanes End. Ohne passenden Gruppenaufkleber geht da nix. Und beim Lidl ohne Einkaufswagen keine Einfahrt. Ich war gereizt. Ich wollte nur einen verdammten Fleischsalat für mein verdammtes Brötchen. Ich rannte in die Spur der kleinen Einkaufswagen. Nur um dann festzustellen, dass ich keinen verdammten Euro hatte. Der Türsteher schien meine Stimmung zu ahnen. Bevor Schlimmeres passierte, löste er mit seinem Generalschlüssel (ja sowas gibt es!) einen Wagen aus der Kette und gab die Einahrt in den Markt frei. Na endlich. Ich machte langsam in der Schleuse. Ganz brav, solange er mich sehen konnte. Hinter der Schleuse schaltete ich zwei Gänge runter und gab Vollgas. Quarantäne? Kein Thema. Keine Rennen? Alter, ich werd weich!
Der Lidl ist ein klassischer Rechtskurs. Zunächst eine lange Gerade, die in eine 90Grad Rechts endet. Alle Rennen immer als fliegender Start. Auf Höhe der Gurken ging ich aus dem Windschatten einer 55jährigen Hausfrau, die unvorsichtig zu einer Aubergine griff. Vor mir tauchte ein Pärchen auf. Die musste ich vor dem Weißbrot bekommen. Alles in der ersten Runde. Beim Lidl knackt man den Rundenrekord immer in der ersten Runde und mit kalten Reifen. Mein Wagen lief gut. Minimale Unruhe beim Spurwechsel, hinten links beginnendes Aufreißen des Gummis, klarer Wartungsfehler der Boxencrew, der Reifen ist auf dem Rechtskurs am meisten belastet und falscher Luftdruck ist tödlich. Aber es sind für alle gleiche Bedingungen. Hier entscheidet der Fahrer, nicht das Material. Ich hatte das Pärchen auf Höhe des Dinkel-Toastbrotes direkt vor mir. Das Weißbrot lag schon hinter mir, die laktosefreie Milch links kam näher, der absolut letzte Bremspunkt vor der Rechts. Ich ließ stehen und zog raus. Point of no Return. Das Manöver musste klappen, sonst würde ich hart im Fischregal einschlagen. Die laktosefreie Milch links im Blick, das Pärchen rechts. Die beiden trugen Schutzkleidung. Er hatte Einmal-Gummihandschuhe an, sie trug einen neuwertigen Mundschutz. Der Mundschutz bedeckte den Mund, die Nase war frei. Der Gummihandschuhträger hatte gar keinen Mundschutz. Der Anblick ließ mich kurz die Konzentration verlieren, so dass die laktosefreie Milch vorbeiflog und ich einen Hauch zu spät auf der Bremse war. Nicht gut. Der Wagen ging auf Block, das Heck stieg und ich hatte kein Gewicht auf den Vordereifen. Scheiße, das würde eng. Ich bremste hinten an und stellte den Wagen quer. Ich kann mit diesen vierrädrigen Kisten einfach nicht so gut umgehen. Am Einlenkpunkt zog ich langsam das Gas auf, driftete an Frau Müller vorbei und schlug seitlich in der Bande von der Salatkühlbox ein. Das stabilisierte die Fuhre etwas. Ich schoss direkt auf die Aktionsregalschikane zu. Eine fiese Rechts Links Rechts Kombination, die nicht immer freigegeben ist. Gott sei Dank war der Aktionskorb leer, so dass die große Streckenführung hintenrum geöffnet war und ich genug Energie vernichten konnte, um die nächste Rechts problemlos zu meistern. Vor dem Anbremsen auf Höhe des Tilsiters nahm ich den Fleischsalat aus dem Regal. Ein perfekter Move. Minimaler Zeitverlust. Das konnte trotz des Missgeschicks an der Bande neue Bestzeit werden. Ich machte mich ganz klein, kroch in den Einkaufswagen und gab in der offenen Fleischsalatklasse alles. Nur mein Kopf lugte aus dem Wagen. Ich sah, dass Kasse 1-3 auf waren. Aber alle voll. Verdammt. Welche Linie sollte ich nehmen? Gerade als ich mich für Kasse 2 entschieden hatte, fing Nummer 4 an zu blinken "Liebe Kunden, wir öffnen Kasse 4 für Sie". Meine Chance! Ich drängte mich an an zwei Jugendlichen mit Jim Beam vorbei, rammte einen Mann mit Eierlikör und Mehl und machte mich ganz breit. Jetzt nur nicht schwach werden. Tür zu. Ganz innen anbremsen. Da darf keiner mehr rein vor der letzten Rechts in den Eingang der KassenGerade. Erst als die "Welt der Frau" und die Süddeutsche im Zeitungsständer vorbeiflogen, bremste ich und schlug stumpf im Zigarettenständer ein. Mist. Der steht zwischen Kasse 3 und 4. Ich hatte es versaut! Die Front vom Wagen war komplett verbogen, Öl lief links raus und das Drecksding sprang nicht mehr an. Der Typ mit dem Eierlikör kam kopfschüttelnd vorbei und selbst die Oma mit Rollator und Klopapier schaffte es vor mir an die Kasse, bevor ich meinen Wagen aus den Zigaretten gezogen hatte. Ich packte aus und verschwand enttäuscht in den Tiefen des Parkplatzes, bevor der Sicherheitsmann Fragen zu dem zerhämmerten Einkaufswagen stellen konnte.
So durfte es nicht weiter gehen. Das war klar. Irgendwann würde noch was schlimmeres passieren dabei. Ich rief meine Frau an und erzählte ihr davon. Sie sagte: Tu was! Du bist nicht du wenn du keine Rennen fährst. Und ja, ich merke es ja selbst. Ich bin wohl etwas gereizt. Deshalb habe ich mich entschlossen, dass "Adenser Dreieck" Rennen ins Leben zu rufen. Es ist ein Linkskurs und er gehört zur neu entstandenen Rennserie der Independent Feldmark Classics, kurz IFC. Diese Serie findet ausschießlich auf Naturstrecken statt und hat mindestens 80 Prozent Feldweganteil. In Zeiten von Corona startet man versetzt. Das Bild zeigt die #45 kurz vor dem Start. Auf Pole die Nummer 13, Uli Bonsels, auf 2 die Startnummer 3, Rolf "Krassi" Krassmann. Beide schon gestartet im Sicherheitsabstand von 2m. Die #45 ist bereits im Tunnel und geht den Kurs im Kopf durch. Direkt nach dem Start kommt das Pusseneck. Eine langgezogene links, die oft dreckig ist und leicht überhöht. Wer hier zu früh am Gas ist, fliegt durch die Büsche direkt in den Pussen. Danach kommt eine leicht kurvige Vollgaspassage, die in der Anbremszone auf Höhe der Grillbude vom Bosseln endet, hier ist eine erste Gang Kurve links hinauf zur Friedhofschikane, die vielen zum Verhängnis wird, weil sie schlecht einsehbar ist. Zum Glück gibt es eine gute Auslaufzone und man kann sich gut wieder einfädeln. Die Schikane ist eine Rechts Links Kombination mit kurzem Vollgasanteil, sie mündet auf die Neustadt. Hier aufpassen, rechts die Bordsteine vor Wolters und links Riechelmann, da muss die Linie passen, dann Vollgas über die Neustadt, vorbei an den Hallen von Ammermann und direkt in die Dörpmund Links. Hier nur kurz anbremsen und voll durchlaufen lassen. Im Vierten bleibt die Fuhre ruhiger, im dritten hat man mehr Druck, aber die Bushaltestelle kommt gefährlich nahe. Und seit letztem Jahr ist die Mauer durch einen Metallzaun ersetzt, hier will keiner abfliegen. Hat man diese Passage geschafft geht es aus dem Ort hinaus direkt zum alten Zielhaus bei Gerckes. Hier hat man von den Tribünen den besten Blick sowohl auf die Bushaltestelle bei Dörpmund als auch auf den Eingang in die Feldmark mit der alten Deutzkurve und dem Thiemann-Haken. Danach geht es direkt in die Senke der Startaufstellung.
Ein anspruchsvoller Kurs, der von seinen Fahrern auf 5,45km alles abverlangt und viel Training braucht, um jede Ecke perfekt zu treffen. Leider haben wir einen Engpass bei den Schutzmasken, so dass meine nette Schirmträgerin ohne Maske auf dem Bild zu sehen ist. Hier arbeiten wir für das nächste Rennen an einer Lösung. Die Rennen dürfen laut Behörden nur ohne Zuschauer stattfinden. Zufällig vorbefahrerende Raddfahrergruppen sind aber erlaubt. Wir haben bei den ersten Begegnungen mit ihnen festgestellt, dass hier noch viel Aufklärungsarbeit nötig ist. In diesem Sinne tragt die neue Serie hinaus in die Welt, es geht um Ruhm und Ehre und vor allem um Entspannung und heile Einkaufswagen. Bleibt so wunderbar!


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Bernd
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Re: An die Rennstreckenfahrer.....

#2 Beitrag von giltlenger » Do Feb 04, 2021 22:25

:lol: [smilie=clap.gif]

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